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Schauspiel "Geächtet"

Geächtet (Disgraced), 2013 ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis für Theater, gastiert am Donnerstag, 22. März 2018 bei Musik & Theater Zofingen. Das Schauspiel von Ayad Akthar bringt Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen zu einem Abendessen zusammen. Ein Eiertanz? Keineswegs. Differenzen werden angesprochen und Grenzen ausgelotet. Ein Stück, das nach passenden Antworten auf die Fragen einer multikulturellen Welt sucht.
 

Wenn ein Moslem, der seine Herkunft verachtet, ein Jude, der Political Correctness über alles
stellt, eine aufgestiegene Afroamerikanerin im Karriere-Rausch und eine weiße Christin, die der
Kunst des Islams verfallen ist, sich zum Abendessen treffen, dann ist das Konfliktpotenzial auch so
schon riesengroß. Doch auch äußere Einflüsse bleiben nicht aus bei diesem Dinner, das in der
schicken Upper-East-Side-Wohnung von Amir und Emily stattfindet. Der Pakistani Amir ist Anwalt,
die Afroamerikanerin Jory seine Konkurrentin in der Firma. Sie begleitet ihren Mann, den jüdischen
Kurator Isaac, der sich zuvor Emilys Bilder angesehen hat und ihr an diesem Abend die frohe
Nachricht überbringt, dass ihre Werke in seiner nächsten Ausstellung gezeigt werden. Der Abend
gehört Emily. Für ganze zwei Minuten. Danach beginnen die Diskussionen um Tradition, Glaube
und Fundamentalismus. Wenn Amir erzählt, wie er an Flughäfen angestarrt wird, weil man in ihm
immer einen Terroristen vermutet oder Jory sich empört, dass Verschleierung der Frau das
Individuum auslösche, fliegen harte Thesen durch die Luft. Und viele von ihnen schweben noch
lange im Raum.

Nach und nach kommen die (Vor-)Urteile und Weltanschauungen der vier sehr unterschiedlichen
Menschen in den Dialogen zum Vorschein und buchstäblich auf den Tisch. Zwischendurch reicht
man Pfeffermühle und Brot hin und her. Als schließlich der Alkohol die Zungen löst, werden die
Diskussionen hitziger. Amir begreift nicht, was seine Frau am Islam fasziniert. Er selbst sieht darin
eine rückständige Stammes- und Wüstenkultur, die für ihn keine erstrebenswerte Lebensform
darstellt. Isaac, der die Argumente Amirs immer wieder beschwichtigt, wird von Emily angeklagt,
überall Antisemitismus zu argwöhnen. Und dann dringt auch noch eine bittere Nachricht in die
Runde: Jory ist befördert worden, obwohl Amir viel länger in der Kanzlei arbeitet als sie. Ist es
weil…? Und warum stellt sich diese Frage überhaupt?
Die Auseinandersetzung mit gängigen Klischees über religiöse oder ethnische Zugehörigkeiten
bestimmt dieses Stück, das viel mit den tragikomischen Theaterstücken von Yasmina Reza
gemein hat. Mal subtil und witzig, mal nachdenklich, mal aggressiv – immer geht es darum, die
eigene Meinung und Perspektive zu hinterfragen.

Patrick Khatami (© Robert Recker)

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